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Der "Ernst des Lebens" macht nicht allen Spaß

Im Gegenteil. Manche der SchülerInnen des BKO, die am Mittwoch 4. Dezember 2019 in der 3./4. Stunde ins rappelvolle Selbstlernzentrum gekommen waren, um das Gespräch mit dem Kölner Schauspieler Christoph Wortberg, Autor des Jugendbuchs "Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß", zu suchen, fanden Romane "mega depressiv", wie eine Zuhörerin formulierte. Sie lese eher gar nicht, wünschte mehr lustigen Stoff und gucke in ihrer Freizeit "Bauer sucht Frau". Eine andere interessierte sich eher für psychologische Themen. Wieder andere wollten zumindest mehr Leichtigkeit, die der Titel von Wortbergs Roman – von der Marketing-Abteilung des Verlags ausgewählt – andeutet, indem er einen Widerspruch in sich benennt. Kann denn Ernst Spaß machen? Die ersten Seiten, die der Autor las, kamen tatsächlich wie "Depri-Literatur" daher: Jakob, der ältere Bruder des Ich-Erzählers Lenny hat sich von der Zugspitze gestürzt, um es für die Eltern wie einen Unfall aussehen zu lassen. Die Körperfunktionen des Hirntoten werden nur noch durch eine Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten, die nun in Gegenwart der Eltern und des Bruders abgeschaltet wird. Im Verlauf des Romans, so Wortberg, werde die Erwartung der LeserInnen allerdings nicht enttäuscht, die "Opfer des Verlags" würden und eine gewisse Leichtigkeit erwarteten. Jakob sei eigentlich ein lustiger Typ gewesen, und Lenny bekomme mit ihm noch zu tun.

Um den Roman ging es allerdings nur im letzten Teil der Veranstaltung, während derer Christoph Wortberg nur wenige Minuten las, dafür viel erzählte, Fragen beantwortete und selbst stellte: Was gute Literatur ausmache? Spannung, es müsse einen packen, lauteten die Antworten. Anfang und Schluss müssten stimmen, ergänzte Wortberg, der zunächst von seinen Erfahrungen als Schauspieler in der "Lindenstraße" erzählte, für die er den drogenabhängigen Sohn des Arztes Dr. Dressler gespielt habe. Seine Recherchen im Drogenmilieu sorgten ebenso für Neugierde wie die Höhe seiner Gage, die zunächst super, aufs Jahr verteilt deutlich weniger attraktiv klang. Die Entscheidung, diesen Job zu kündigen, sei die beste seines Lebens gewesen, sagte Wortberg. In der Folgezeit habe er als Regieassistent, Drehbuch- und schließlich Romanautor gearbeitet, um schließlich wieder gerne bei der "Lindenstraße" mitzumachen, weil er es nicht mehr habe machen müssen. Als Schauspieler habe er sich am wenigsten frei gefühlt. Auf das Ergebnis eines Drehbuchs nähmen zu viele Menschen vom Regisseur über Schauspieler und Produzenten Einfluss. Erst als Romanschriftsteller habe er seine ureigenen Ideen verwirklichen können. Er ermunterte die Zuhörer, auf die innere Stimme zu hören und eigene Ziele zu verfolgen.
Am Ende wurde gefragt, ob das Buch im Unterricht gelesen werden könne.

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