Quentin - einem Hund ist die Muttersprache egal
Unsere Internationalen Klassen setzen sich aus Schülerinnen und Schülern diverser Nationalitäten zusammen. Von der Dominikanischen Republik über Ghana, Syrien bis Afghanistan sind dort zahlreiche weitere Länder vertreten.
Die jugendlichen Geflüchteten/Migranten stehen vor noch größeren Herausforderungen als wir Lehrer: Sie müssen mit den Bedingungen unserer Gesellschaft zurechtkommen. Sie tragen Sorgen, Ängste und vielleicht Groll in sich, aber auch Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen und Potenziale. Sie zeigen altersspezifische Befindlichkeiten und Verhaltensweisen sind aber vielleicht umständehalber schon viel reifer als hier aufgewachsene Jugendliche. Sie stehen vor der Aufgabe eine neue (gemeinsame) Sprache zu lernen, die deutsche Sprache.
Die Geflüchteten unter ihnen sorgen sich um die zurückgelassenen Angehörigen und Freunde und fühlen sich teils schlecht, weil sie selbst in Sicherheit sind, während ihre Familie weiter im Kriegsgebiet leiden muss, manchmal wissen sie gar nichts über den Verbleib derer.
Die Eltern sind weit weg und in vielen Herkunftsländern ist das Leben wesentlich strikter geregelt als in Deutschland. Somit erleben viele Jugendliche hier unbekannte Freiheiten. Für viele von ihnen ist es eine schwierige Herausforderung, die Herkunftstraditionen mit den neuen Möglichkeiten und hier gewonnenen Erkenntnissen innerlich in Einklang zu bringen.
Teenager, die eher zurückgezogen und weniger kontaktfreudig sind, werden durch den Umgang mit dem freundlichen Hund in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt und die Aufnahme sozialer Kontakte wird ihnen deutlich erleichert. Quentin liegt häufig einfach in der Mitte des Raums und schläft, allein seine Anwesenheit beruhigt. Im Unterricht kommt es immer wieder vor, dass der Hund einem Schüler, der Stress ausstrahlt, seine Schnauze auf den Schoß legt und sich streicheln lässt. Den positiven Einfluss von Hunden auf die seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sowie der Befindlichkeit von Erwachsenen, belegen bereits zahlreiche Studien.
Die ungezwungene Art eines Hundes erleichtert einem Menschen die Kontaktaufnahme, sein unkalkulierbares Verhalten bietet Stoff für unverfängliche Gespräche sowohl im Klassenverband, als auch in den Pausen auf dem Schulhof mit Jugendlichen anderer Klassen.
Diesen positiven Effekt hat Quentin natürlich nicht nur in unseren Internationalen Klassen. Seit fast 6 Jahren begleitet er mich nun schon in meinen Unterricht und ich kann behaupten, dass er seine Aufgabe sehr gut erfüllt und seinen Schultag genießt.